Sensorische Entzugskammern Teil II.

„Wie schön, dass ich vor 15 Jahren die Welt der großen Unternehmen verlassen habe, um flexibel und frei in für mich authentischen Umfeldern (s.o.) zu arbeiten, in denen ich kreativ kommunizieren kann. Auch wenn nicht an allen Stellen die Möbel so „chic“ sind wie in der Zeitschrift Mensch&Büro und auf der Orgatec gezeigt.“

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Warum dieses Statement?

Im innovation-in Blog mahnte Anonymus zum „Büro der Zukunft“ an, dass die Diskussion doch wohl auch um Lösungen für große Unternehmen gehen sollte, anstatt immer wieder das Thema SOHO, etc. hervorzuheben. Seine Worte haben mich motiviert einmal in die aktuelle Mensch&Büro zu schauen, die ja im hohen Maße die „größeren“ Unternehmen im Fokus hat und in ihrer aktuellen Ausgabe 11.2006 auch auf die Innovationen der Orgatec eingeht.

Zunächst stelle ich fest, dass auch hier betont in Kommunikations-Räumen gedacht wird, für die es zudem keine Norm-Lösungen gibt. Ich zitiere aus dem Artikel „Ohne Dialog kein Erfolg“ (Seite 19):

„Die verschiedenen Bürokonzepte, ob Einzelbüro, Mehrpersonenbüro, Gruppen-, Kombi-, Großraum oder Desk Sharing gehen einher mit jeweils unterschiedlichen Möglichkeiten von Kommunikationswegen. Hierbei gibt es keinen „one best way“, der einen optimalen Kommunikationsfluss garantiert. Das variiert von Unternehmen zu Unternehmen, ist situations- und kontextgebunden. Wichtig ist jedoch, dass die Büro- und Arbeitsplatzplanung als ein Mittel verstanden wird, das in engem Zusammenhang mit dem Austausch an Informationen steht und somit entscheidend für den Unternehmenserfolg ist.“

Danach folgt aber die große Irritation: Denn scheinbar soll mir auf 100 Seiten eines durchgehend verdeutlicht werden: Mitarbeiter in „großen und mittelgroßen Unternehmen“ kommunizieren vor allem in chicen, sehr sterilen Architekten-Ergüssen besonders effektiv? Räume in denen sie selber wie Fremdkörper wirken. Schon allein, weil sie gar nicht chic genug für ihre Design-Umgebung sind. Andererseits finde ich persönlich die dort in den Dokumentationen abgebildeten Menschen „ganz normal“! Womit sich mir die Frage stellt, ob diese ach so tollen Räume nicht eher die Fremdkörper im Arbeits- und Kommunikationsprozess sind. Machen wir uns doch einmal bewusst, was diese Angestellten ertragen müssen, wenn sie morgens ins Büro kommen: Sie befinden sich schlichtweg in einer Umgebung, die mit ihrer eigenen Kultur meist nichts zu tun haben dürfte. Es ist eine „fremde, kühle“ Umgebung in der man sich auch „fremd und kühl“ fühlt! Mit wem oder was soll ich mich da identifizieren (Stichwort CI)? Das ist doch eher ein Globaldesign, das auch noch visuell vorführt, wie austauschbar und ersetzbar man als Angestellter ist! Wo unterstützt das ein entspanntes, kreatives Arbeiten und Kommunizieren?

Im Übrigen überzeugt mich gerade in dem folgende abgebildeten Beispiel die Technik wenig. Da treffen „raumfressende Trümmer“ von Bildschirmen auf verkabeltes Equipment … Und das ist alles andere als smart und zeitgemäß!
Fremdkörper OfficeIn unserer gemeinsamen Online-Betrachtung stellt Thomas Dawideit als Organisations- und Konfliktberater zudem kurz mal fest, dass er bezweifelt, ob Ad hoc Kommunikation gut ist, wenn sie ohne akustischen Schutz neben Kollegen stattfindet, die konzentriert am Bildschirm arbeiten sollen? Und dass alles in einem neu gebauten und eingerichteten Bürohaus!

Fazit: Wie wäre es, wenn auch in großen Unternehmen mehr auf ein Umfeld geachtet wird, das die Menschen darin nicht zu Fremdkörpern macht und dass allein die heute vorhandenen technischen Optionen inkl. Web 2.0 nutzt. Allein dass wäre in meinen Augen Zukunft genug für`s „große“ Büro …

Link zur Mensch&Büro Website … zur Ausgabe 10.2006

Videokonferenz ab 2007 Mainstream?

cisco telepresenceUnter GigaOmniMedia findet sich ein Artikel des Herausgeber Om Malok zum Thema Trends im Bereich Videokonferenzen. Generell wird betont, dass nach jahrelangem Hadern und Zaudern mit dieser Kommunikationstechnologie „jetzt“ der Durchbruch für einen breiten Einsatz von Videotelefonie und -konferenzen bevorsteht. Und das zu Recht …

Zum einen liegt dies an neuen Qualiät-Standards wie HD-Videokonferenzen von bspw. LifeSize oder Cisco. Zum anderen, weil inzwischen breitbandige Netze, offene Standards und Protokolle etabliert sind. Diese ermöglichen es, Videokonferenzen in eine visuelle, wie auch Funktions- und Bedienungs-Qualität zu bringen, die bei Nutzern wirklich den „Appetit“ weckt, dieses Medium für eine bessere Kommunikation und Organisation im Unternehmen zu nutzen.

So sehe ich das auch, worauf man darauf achten sollte, „Äpfel nicht mit Birnen“ zu vergleichen.

Die Preise beginnen heute quasi bei 0 Euro und könne im Millionen Euro Bereich enden. Auch bei HD gibt es Unterschiede in der Qualität! Wichtig ist, vor Entscheidungen für irgendeine Lösung, anhand von Nutzungs-Szenarien zu schauen, welchen Zwecke und Ansprüche im Unternehmen verfolgt werden. Zugleich darf der Fokus keinesfalls (!) allein auf die Technik gerichtet sein. Disziplinen wie Raumplanung, Organisation und Kommunikation / Training sind zwingend mit in die Planungen und Entscheidungen zu integrieren.

Welchen Faktor bspw. die Raumplanung für die Akzeptanz sowie die Effizienz der Kommunikation im Rahmen von Konferenzen spielen kann machen zwei Werbevideos von Cisco sehr deutlich. Ein schöner Trick, die Flatscreens direkt an einen Konferenztisch zu stellen, um zu vermitteln, dass alle Teilnehmer in einem Raum und an einem Tisch sitzen. Wenn auch vermutlich nicht gerade billig. Auch Rosenthal bietet ein interessantes … Nein, nicht Porzellan, sondern Video-Konferenzmöbel

PS. Tipp zum Artikel von Matthias Rückel. Danke!

Sensorische Entzugskammern

Am Freitag hatte ich geschrieben, dass ich persönlich KULTUR in den Büros von heute vermisse und angestellte Mitarbeiter zur Eigeninitiative aufgerufen. Ich muss mich revidieren: So, wie man „nicht nicht kommunizieren“ kann, ist auch KULTUR immer vorhanden. Nur,… eben oftmals eine schlechte. Was ich vermisse, ist also ein bewusster Umgang mit Kultur im Raum.
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Die von „Anonymus“ geforderte Trennung zwischen kleinen und virtuellen Firmen, deren SOHO, Third-Places und den eher statischen räumlichen Ansprüchen großer Unternehmen reicht keineswegs aus. Es gibt nicht die „Konzernlösung für die angestellten Mitarbeiter“, nicht einmal, wenn diese nach dem Charakter ihrer Tätigkeit unterschieden werden (Residenten, Teleworker, Road Warrior, Gypsy, etc.) und ihnen die entsprechend unterschiedlichen „Werkzeuge“ bereit gestellt werden. Bürolösungen für die Zukunft, lassen sich jeweils nur finden, wenn man sich das Wesen des jeweiligen Unternehmens ansieht und in den Entwurf mit einfließen lässt. Oder noch besser: … es als Grundlage nimmt.

Der Link auf „The Chief Happiness Officer“ macht die Bedeutung des Faktor KULTUR überaus deutlich. Hier wird sichtbar, wie die Gestaltung von positiven Arbeitsumfeldern von der individuellen Unternehmenskultur, wie auch der generellen Branchenkultur geprägt wird.

Am deutlichsten zeigt sich dies an den Bildbeispielen von PIXAR, den Schöpfern der Monster AG und anderen digitalen Blogbustern. Warum? PIXAR ist ein absolutes Hightech-Unternehmen, knallhart auf wirtschaftlichen Erfolg getrimmt und keineswegs mehr ein kleiner „Hot Shop“. Und dennoch solche Räume?PIXAR_03PIXAR_02PIXAR_01
Trotz allem Hightech pur, welches hier zum Einsatz kommt, wird eine solche verspielte Arbeitsromantik, einem visuell kühlen und rationellen Businessdesign vorgezogen? Klar, oder sogar gerade deshalb! Die Spielerei ist knallhartes wirtschaftliches Kalkül: In diesem Unternehmen sollen Kreative Ideen für Millionen (Menschen und Dollars) entwickeln und dem muss Rechnung getragen werden.

PIXAR als Beispiel ist auch deshalb so interessant, weil es von Steve Jobs, dem Gründer von Apple aufgebaut wurde. Und Apple dominiert ja gerade unglaublich erfolgreich die Themen Technik, Design und Kult(ur). Vermutlich werden bei PIXAR auch fleißig Videokonferenzen in HD-Qualität genutzt, denn Apple ist erheblich an LifeSize beteiligt, dem erstem Hersteller von Geräten dieser überragenden Bildqualität.

An Pixar, Apple und LifeSize lässt sich eine weitere Maxime für die „Gestaltung von Büros und Kommunikation für die Zukunft“ ablesen. Man erschafft sie nicht, wenn sie überall zu finden sind. Es gilt Wege zu gehen, die bisher noch nicht platt getreten sind, um wirklichen Erfolg zu ernten!

Büros sind Werkzeuge …

Konferenzkanu ...Büros sind Werkzeuge sagt Alexander Greisle und meint das im positiven Sinn! Also ich hab ein Werkzeug mit einem Kanu als Konfernzraum, was im Winter und bei Regen nicht richtig gut ist, im Sommer trifft man allerdings wirklich schräge Leute (siehe Bild). Wo noch wirklich coole oder auch heiße (Kommunikations-)Büros zu finden sind, inkl. einem Konferenz-Fahrrad für 7 Teilnehmer hat mir „Anders.denken“ verraten. Wer es sehen will klickt hier

Zukunft Büro …

Reise Böttger-Art.de
Bei innovativ.in, einem Gemeinschafts-Weblog zur Arbeitsinnovation, ist eine Publikation zum Thema „Gestalten des Büros der Zukunft“ geplant. Idee ist, die Anregungen der Leser des innovativ.in-Blogs aufzugreifen. Inzwischen sind bereits 15 Kommentare eingegangen, die meist recht interessant sind.

Am interessantesten finde ich den Kommentar Nr. 8 von „Anonymous“, indem er darauf hinweist, dass die ganzen Diskussionen bzgl. „Neuer Bürogestaltung / -organisation“ sich viel zu sehr auf die Freiberufler und kleine Unternehmen konzentriert und dabei vergessen wird, dass man nicht vergessen sollte, dass Festangestellte in Konzernen nicht gerade vom Aussterben bedroht sind. Diese „Residenten“ leben keineswegs davon, sich in Third-Places, bspw. im Stehcafé ins Netz einzuwählen und zu vernetzen, sondern sie haben einen festen Büroplatz und gehen von Tür zu Tür, um sich mit Teamkollegen zu verbinden.

Das ist so, sagen die Autoren Friebe/Lobo („Die digitale Bohème“ / S.45) und verweisen darauf, dass trotz der enormen Zuwachsraten im Bereich der Selbstständigen, von den derzeit 39 Mio. Beschäftigten in Deutschland die 35 Mio. Angestellten den 4 Mio. Selbstständigen klar in der Überzahl sind. Und man darf wohl davon ausgehen, dass die 35 Mio. nicht alle im Außendienst sind, sondern überwiegend als „fest stationiert“ gelten. Hier stellt sich also eher die Frage, wieviel Newwork-Konzepte und Mobile-Business-Technik man wirklich benötigt und auch, ob nicht doch ein Blick auf die „kostenlose“ Umgangskultur schon einen spürbaren Beitrag leistete, um die Wertschöpfung zu verbessern.

Apropos Kultur … Der Begriff Kultur scheint mir mit dem Börsencrash zur Jahrtausendwende gleich mit baden gegangen zu sein. Auf Unternehmerseite dominiert meist der Gedanke „wer nicht (mehr) fluppt, der fliegt“ und auf Seiten der Arbeitnehmer wird alles nur noch als ein „Job“ in irgendeinem „Laden“ angesehen, weil man Heute nicht mehr weis, wo man Morgen arbeitet … BenQ Mobile (alias Siemens) ist eine aktuelle Erklärung warum …

Fazit: Die „Gestaltung des Büros der Zukunft“ wird erst wieder besser, wenn verlorene Kultur dort wieder einzieht.

Was bleibt …?

Für Angestellte und Selbstständige gilt es aus meiner Sicht, in den aktuell dynamischen und unsicheren Geschäftsumfeldern in Sachen „Bürogestaltung“ die Eigeninitiative zu ergreifen und sich autark zu machen. Mit anderen Worten, der Einzelne, der sich selber angenehme Arbeitsumfelder schafft, sich vernetzt und nicht darauf wartet, bis ihm die IT großzügig irgendwann einmal ein funktionierendes Konferenzsystem vorsetzt, sondern er es sich einfach „holt“, hat die beste Bürogestaltung. Und so etwas geht …!

Den größten Teil davon kann er vermutlich mitnehmen, wenn er den Job wechseln muss, weil Vieles davon auf seinem Wissen und Kontakten basiert und nicht auf spezifischer „Hard- oder Software, Raum und Mobiliar“ des bisherigen Arbeitgebers.

Für Unternehmen, die ihre Büros für die Zukunft neu gestaltet wollen, glaube ich nicht, dass heute primär neue Innovationen gefragt sind. Vielmehr geht es doch darum, massenhaft vorhandene und gute Innovationen aufzugreifen, zu nutzen und vor allem in den Köpfen der Mitarbeiter zu verankern. Ein zentraler Punkt dabei ist, dass Lösungen so implementiert werden, dass diese stabil funktionieren und sich ergänzen. Genau an diesen Punkten hapert es meist an allen Ecken und Enden.

Für die Anbieter von Innovationen gilt aus meiner Sicht, ihren Blick auf „Convergence & Convinience“ zu richten. Um so mehr werden sie genutzt … Apple bspw. macht seit geraumer Zeit vor, wie es geht und erntet den Erfolg geradezu im Überfluss …

The trend is your friend …

Social Shopping 2.0

Social Networking (das neue heiße Ding)

Social Software / Web 2.0

Social Commerce

… die Worte des Jahres 2006!

Mal nachdenken, kann man nicht auch „Social Conferencing“ oder „VC 2.0“ sagen? Oder „Social Live Online“ oder noch besser „Social Office 2.0“ ? „Social Office 2.0“ genau, da ist alles drin, das verkauft sich bestimmt viel besser ,-)

Wie sagt der Börsianer noch gleich? „The trend is your friend“